Die Geschichte des Team Milram

2006 begann im deutschen Radsport eine neue Ära – wenn auch rückblickend betrachtet, eine etwas kurze. Vier Jahre war das Team Milram auf der großen, internationalen Radsport-Bühne präsent.

Die Erwartungen an die neue Equipe waren groß. Die Erfolge waren es anfangs auch noch, wurden aber immer weniger. 2010 war nach zahlreichen Pleiten, Pech und Pannen dann auch schon wieder Schluss.

Wie alles begann…

Das neugegründete Team, benannt nach der Marke Milram des Hauptsponsors, des deutschen Nordmilch-Konzerns, übernahm die ProTour-Lizenz des italienischen Teams Domina Vacanze und fusionierte mit dem deutschen Unterklasse-Team Wiesenhof.

Heraus kam eine deutsch-italienische Mischung, mit insgesamt 30 Fahrern, die anfangs durchaus erfolgsversprechend war. Vor allem aufgrund der „schnellsten Doppelspitze“ des Radsports.Gemeint waren mit dieser Bezeichnung die beiden Sprint-Altmeister Erik Zabel und Alessandro Petacchi.

Radsport: Milram Team im Fokus

Der 35-Jährige Zabel kam vom T-Mobile-Team, wo man ihm für die Tour de France kein Startplatz mehr zusichern konnte, und der 32-jährige Petacchi wechselte von Fassa Bortolo zur „Milch-Truppe“.

Diese zwei Sprint-Raketen sollten ab sofort für Milram zünden und Siege einfahren.

Die einzige offene wie auch spannende Frage war: Wie groß ist die Gefahr für Fehlzündungen, falls es in den Rennen zu Unstimmigkeiten über die Kapitänsfrage kommen sollte?

Schließlich war Zabel im Magenta-Trikot 13 Jahre die unumschränkte Nummer 1 in der Sprint-Disziplin auch für Petacchi wurde bei seiner alten Mannschaft alles für ihn ausgelegt.

Zabel sagte damals zu dieser konfliktgeladenen Konstellation:

„Wir sind beide Sportsmann genug, um die Stärken des anderen anzuerkennen. Alessandro war oft der Schnellste, ich war es oft. Wenn wir diese Stärken verbinden, werden wir als Mannschaft bei vielen Duellen der Saison ein kräftiges Wörtchen mitreden.“

Und Petacchi ergänzte kollegial:

„Es kann für mich nur ein Vorteil sein, mit Erik zusammenzuarbeiten. Wir haben uns als Rivalen immer geschätzt und werden jetzt unsere Stärken zusammenlegen.“

2006 sticht die „schnellste Doppelspitze“ nur selten zu

Was äußerst vielversprechend klang, klappte im ersten Jahr jedoch nur spärlich. Von Stärken „verbinden“ und „zusammenlegen“ wurde nur selten etwas – lediglich 12 Siege fuhr das Team Milram mit seinen beiden Sprint-Stars in der Saison 2006 ein.

Wobei zur „Ehrenrettung“ der beiden Sprint-Giganten erwähnt werden muss: 9 dieser 12 Siege holte das Duo Petacchi/Zabel. Für zwei Fahrer ihrer (Preis)-Klasse war das dennoch eine magere Ausbeute. Die „schnellste Doppelspitze“ blieb oft stumpf und stach nur selten zu.

Petacchi, von dem Team-Manager Gerry van Gerwen vor der Saison alleine „20 Siege – mindestens“ erwartet hatte, fuhr sechs Mal als erster über die Ziellinie.

Das erste Mal im März beim prestigeträchtigen Tirreno-Adriatico, wo er sich die 7. Etappe sicherte und dann fünf Mal bei der Niedersachsen-Rundfahrt, womit er sich dort auch noch den Gesamtsieg holte.

Zabel zeigte im Mai mit dem Etappensieg bei der Bayern-Rundfahrt auf, sowie mit zwei Etappensiegen bei der Vuelta Espana im September. Zudem gewann „Ete“ auch das Sprinttrikot bei der Deutschland-Tour.

Dazwischen – in der wichtigsten Zeit des Jahres mit der Tour de France – konnte Milram hingegen nicht auf sich aufmerksam machen.

Petacchi musste verletzt pausieren und Zabel, der noch einmal das Grüne Trikot des besten Sprinters ergattern wollte, blieb weit hinter seinen (hohen) Erwartungen zurück. Er raste zwar zehn Mal in die Top-10 und sogar zwei Mal auf Rang 3, aber es reichte nicht einmal mehr für einen Etappensieg.

2007 erreicht die „EPO-kalypse“ auch Milram & Zabel

Nach der eher durchwachsenen Debüt-Saison mit zwar rund 90 Podestplätzen aber letztlich ohne den ganz großen Erfolg setzte das Team Milram auch in seinem zweiten Jahr auf die alternde Doppelspitze Petacchi-Zabel.

Bei der Team-Präsentation im Jänner bekräftigte Team-Manager Gianluigi Stanga:

„Wir haben weiter Vertrauen in beide und die Mannschaft wieder um sie herum gebaut.“

Das Saison-Ziel war klar: Bei den drei großen Rundfahren sollen die beiden Sprint-Altmeister für Etappensiege sorgen. Vor allem bei der Tour de France.

Doch Anfang Mai hatte Milram plötzlich ganz andere Sorgen.

Zabel tauchte in den Doping-Enthüllungen um das damalige Team Telekom auf für das er in den 1990er-Jahren große Erfolge feierte. Er wurde des EPO-Dopings beschuldigt, was anfangs noch abstritt, dann aber doch in einem tränenreichen Geständnis kleinlaut zugab.

Das Team Milram, das mit dem Slogan „Die Milch muss sauber bleiben“, in den Radsport eingestiegen ist, befand sich plötzlich mittendrin in der „EPO-kalypse“ und in der Zwickmühle.

Infografik: die größten Erfolge von Milram Radsport

Milram reagierte unentschlossen. „Seit der Gründung des Teams“, so Nordmilch-Marketing Vorstand Martin Mischel kurz nach Zabels Beichte, „gebe es ein klares Prinzip: Wer bei uns dopt, fliegt raus“. Was wie die Ankündigung einer Trennung klang, war aber keine. Schließlich hat Zabel beim Team Telekom und nicht bei Milram gedopt.

Somit durfte Zabel auch weiter für Milram in die Pedale treten. Währenddessen holte sein Sprint-Kollege beim Giro d’Italia die geforderten Etappensiege – fünf an der Zahl. Nebenbei wiederholte Petacchi auch noch seinen Vorjahressieg bei der Niedersachsen-Rundfahrt.

Auch Zabel sprintete nach seiner Lebensbeichte zu neuen Erfolgen. Er gewann zwei Etappen der Bayern-Rundfahrt, eine Etappe der Tour de Suisse, eine Etappe und das Sprinter-Trikot bei der Deutschland-Tour.

Neben Zabel und Petacchi sorgten aber auch noch Niki Terpstra (Bergwertung Deutschland-Tour) und Sebastian Siedler (Etappensieger bei der Bayern-Rundfahrt) für Milram-Siege im Frühjahr.

Doch bei der Tour de France, dort wo Milram diesmal auftrumpfen wollte und worauf auch Zabel seinen Fokus in der Saisonvorbereitung legte, klappte es wieder nicht mit einem Etappensieg. Acht Mal sprintete Zabel zwar in die Top-10, und zwei Mal war er mit Rang 2 auch ganz knapp dran – aber es reichte wieder nicht.

Sein Trostpreis: Nach der 6. Etappe übernahm er die Führung in der Sprintwertung und schlüpfte noch ein Mal in das Grüne Trikot!

 

Video: Erik Zabel übernahm 2007 bei der Tour de France nach der 6. Etappe die Führung in der Sprintwertung – und durfte noch einmal das Grüne Trikot überstreifen.
 

Und Petacchi? Der wurde von Milram inzwischen suspendiert, da nach dem Giro d‘ Italia bekannt wurde, dass er während der 11. Etappe positiv auf Salbutamol getestet wurde. Zwar konnte er eine Ausnahmegenehmigung vorlegen, die ihm die Einnahme dieser Substanz bis zu einem bestimmten Grenzwert gestattet, jedoch wurde bei den Kontrollen eine Überschreitung dieses Wertes festgestellt.

Somit konnte er auch nicht bei der Frankreich-Rundfahrt in die Pedale treten. Erst im Oktober wieder, wo Petacchi dann allerdings den Herbst-Klassiker Paris-Tour gewann.

Für das Team Milram war es bis dahin der größte Erfolg bei einem Eintages-Rennen – und ein versöhnlicher Abschluss eines turbulenten Jahres mit insgesamt 13 Siegen.

2008: Neubeginn, Doping-Schlagzeilen und nur vier Siege

2008 ging es für das Team Milram in seine dritte Saison. Nach den leidigen Doping-Vorfällen um die Aushänge-Schilder Zabel und Petacchi war man beim Hauptsponsor Nordmilch um Glaubwürdigkeit bemüht.

Um vertrauenswürdig zu wirken, vollzog die Equipe einige strategische Wechsel.

So wurde die Zusammenarbeit mit dem italienischen Teamchef Gianluigi Stanga, der ebenfalls in den Doping-Sumpf gezogen wurde, beendet, die ProTour-Lizenz ist nicht mehr italienisch sondern deutsch, und die neue Betreibergesellschaft namens VeloCity hat ihren Sitz in Dortmund.

Das Team Milram setzt somit 2008 auf ein „deutsches Gesicht“ – und die Verpflichtung von einigen jungen Fahrer soll verdeutlichen, wie ernst es das Team mit einem Neuanfang meint. Zudem wurde mit dem Spanier Igor Astarloa, dem Weltmeister von 2003, ein weiterer prominenter Name verpflichtet.

Trotz der vielen Veränderungen, blieben die Ziele trotzdem gleich: Siege bei den wichtigen Eintages-Rennen und Etappensiege bei den drei großen Rundfahrten – speziell wieder bei der Tour de France.

Doch davon war das Team so weit entfernt wie noch nie. Ganze vier (!) Siege konnte die neuformierte Mannschaft mit den drei Altstars Zabel, Petacchi und Astarloa einfahren.

Radsport: größte Erfolge von Team Milram von 2008 bis 2010

Zabel gewann im Februar eine Etappe bei der weitgehend unbedeutenden Valencia-Rundfahrt, Christian Knees sicherte sich im Juni den Gesamtsieg bei der Bayern-Rundfahrt, Björn Schröder gewann im August die Regio-Tour und im August sicherte sich der Australier Brett Lancaster den Prolog bei der Deutschland-Tour. Das war’s.

Mehr Sorgen als die sportlichen Pleiten bereiteten den Team aber wieder Doping-Schlagzeilen. Am 5. Mai wurde Petacchi vom CAS rückwirkend für zehn Monate bis zum 31. August 2008 gesperrt.

Petacchi, der beim Giro d’Italia insgesamt schon 24 Etappen gewann, war bei der Italien-Rundfahrt 2007 mit überhöhten Werten des Asthma-Mittels Salbutamol aufgefallen. Allerdings überschritt Petacchi die zulässigen Grenzwerte von 1000 Nanogramm um 320 pro Milliliter Urin.

„Der CAS befreite Petacchi zwar von dem Vorwurf des Betruges und des Missbrauchs des Medikamentes, kam aber zu dem Schluss, dass es zu einer Missachtung der UCI- Regularien, als auch der Sondergenehmigung zur Verwendung von Salbutamol gekommen war“,

hatte es in einer Milram-Presse-Erklärung geheißen. Der Vertrag mit Petacchi wurde daraufhin aufgelöst.

Damit stand der Sprintzug des Team Milram beim Giro d’Italia plötzlich ohne „Lokführer“ da. Die einzelnen Waggons, namentlich Alberto Ongarato und Marco Velo, standen somit auf verlorenem Posten.

Im selben Monat wurde dann auch noch Neuzugang Astarloa verhaltensauffällig. Bei dem Spanier wurden auffällige Blutwerte gemessen, die einen Dopingverdacht nahelegten. Die Teamleitung des Teams Milram betonte jedoch, dass kein nachgewiesenes Doping vorliege, trennte sich aber dennoch von ihm.

Auch sportlich lief es für das Team Milram alles andere als gut. Bei der Tour de France blieb das Team auch im dritten Jahr hinter den Erwartungen zurück.

Zwar fuhr Zabel beim wichtigsten Rennen der Saison wie im Vorjahr acht Mal in die Top-10, aber von einem Etappensieg war er weiter entfernt als in den Jahren davor. Nur auf zwei Etappen schaffte er es in die Top-3.

Trotz eines Jahres mit neuerlichen Doping-Schlagzeilen sowie vielen sportlichen Pleiten und nur übeschaubaren Erfolgen ist Team Milram am Ende der Saison plötzlich die Nummer 1 im deutschen Radsport.

Das allerdings aufgrund weniger epochaler sportlicher Erfolge, sondern weil, nachdem das T-Mobile-Team bereits 2007 eingestellt wurde, sich mit Jahresende auch Gerolsteiner aus der Doping-belastenden Branche zurückzog.

Milram 2009 – das letzte Reservat der deutschen Radsport-Mohikaner

Damit ist mit dem Team Milram nur noch ein deutsches Rad-Team auf den Straßen dieser Welt vertreten – und es gab innerhalb der Mannschaft ein weiteres Mal einen Umbruch. Diesmal einen radikalen. Das Motto: „Alles wird neu, alles wird anders.“

Zabel verabschiedete sich in die Pension und sämtliche „ausländische“ Fahrer wurden durch junge Deutsche ersetzt. 13 gingen, 14 kamen. Bedienen konnte sich Milram dabei aus der Gerolsteiner-Konkursmasse.

Mit Robert Förster, Markus und Thomas Fothen, Johannes Fröhlinger, Matthias Russ, Ronny Scholz, Fabian Wegman und dem Österreicher Peter Wrolich kamen gleich acht (!) Fahrer vom Gerolsteiner-Team.

 

Video: Mit einer runderneuerten Mannschaft startete das Team Milram in die Saison 2009. Insgesamt 13 Abgängen standen 14 Neuzugänge gegenüber – acht vom aufgelösten Team Gerolsteiner.
 

Mit Linus Gerdemann und Gerald Ciolek wurden zudem noch zwei weitere deutsche Hoffnungsträger vom Team Columbia geholt. Die beiden wurden nach der Zeit von Petacchi und Zabel auch als die neuen Aushängeschilder des Teams auserkoren – sie waren die neuen „Häuptlinge“ im letzten deutschen Radsport-Reservat.

Mit der Verpflichtung von Gerdemann, der im Vorjahr die Deutschland-Rundfahrt gewann, richtete Milram nun seinen Fokus auch vermehrt auf die Gesamtwertung bei den Rundfahrten. Ciolek sollte als Sprinter das tun, das Zabel und Petacchi die letzten Jahre getan haben – für Siege auf den Sprintankünften sorgen.

25 Saisonsiege hat Team-Manager van Gerwen in den 280 Renntagen vor der Saison als ambitioniertes Ziel ausgegeben, vor allem natürlich soll es endlich mit einem Etappensieg bei der Tour de France klappen. Es blieben ambitionierte Ziele. Nur neun Mal stand ein Fahrer aus Deutschlands Nummer-1-Rad-Team ganz oben am Siegertreppchen.

Die Highlights sind schnell zusammengefasst: Gerdemann konnte zwar seinen Gesamtsieg bei der Bayern-Rundfahrt wiederholen, Niki Terpstra gewann die 3. Etappe der Dauphine Libere, jenes hochkarätig besetzte Rennen, das als Generalprobe für die Tour de France dient, und Ciolek die 2. Etappe bei der Vuelta Espana.

Bei der Tour de France war Milram zwar einmal mehr mittendrin, aber doch nur dabei. Ciolek sprintete sieben Mal in die Top-10 und nur ein Mal unter die ersten Drei. Gerdemann beendete die Tour nur auf Platz 24. Milram war weit weg von anvisierten Grünen und Gelben Trikots.

Neben der abermals sportlichen Bankrotterklärung drohte dem Team nun aber auch die finanzielle. Ob Hauptsponsor Nordmilch sein jährliches 7,5-Millionen-Euro-Sponsoring auch nach der kommenden Saison verlängern wird, blieb über den Winter hinweg unklar.

2010: Der letzte Vorhang fällt beim „Rennen der fallenden Blätter“

Somit war das Team Milram um Sportdirektor van Gerwen gefordert. Undzwar mehr denn je. Denn, was dringend benötigt wurde, um Argumente gegenüber Nordmilch (oder einem möglichen Nachfolger) zu haben, sind sportliche Erfolge.

Ein neues Konzept („Back to Basics“) sollte den Profis zu mehr Durchschlagskraft verhelfen. Intensive Team-Building-Wochen in den Bergen Mallorcas standen in den Vorbereitungsmonaten auf dem Programm. Aus der Ruhe soll neue Kraft kommen – und damit auch (endlich) Erfolge.

Auch die Konzentration auf nur eine einzige Rundfahrt, die Tour de France, bei der Gerdemann im vergangenen Jahr scheiterte, durfte es nicht mehr geben. „Die Rennsaison dauert von Januar bis Mitte Oktober“, kündigte van Gerwen an, der abermals 25 Saisonsiege als Ziel ausgab.

Die Mannschaft blieb zur Vorsaison nahezu unverändert – Gerdemann und Ciolek waren wieder für die Kapitänsrollen bei den Rundfahrten bzw. bei den Flachetappen vorgesehen. Doch es half alles nichts. Die größten Erfolge dieser Saison fuhr das Team im März ein – Gerdemann gewann die 1. Etappe bei Tirreno-Adriatico, Peter Voss den Prolog der Katalonien-Rundfahrt.

Voss zeigte im Mai zwar noch einmal beim Giro d’Italia auf, als er auf der 3. Etappe überraschend ins Bergtrikot fuhr und dieses bis zur 6. Etappe trug. Erstmals war seit 2004 wieder ein Deutscher im Bergtrikot beim Giro. Doch es war letztlich zu wenig.

 

Video: Peter Voss schlüpfte beim Giro d’Italia auf der 3. Etappe ins Trikot des besten Bergfahrers. Zur Überraschung gab es von den Milram-Mechanikern für Voss ein grünes Focus-Bike.
 

Bei der Tour de France – justament dort, wo Milram es nie schaffte, mit einem Sieg ins internationale Rampenlicht zu fahren – verkündete der Hauptsponsor seinen Ausstieg mit Saisonende.

Es passte an diesem 21. Juli, am zweiten Ruhetag der Tour alles irgendwie zusammen. Ein nasskalter Sommernachmittag, die sportliche Situation (das Team Milram belegte in der Mannschaftswertung den 22. und letzten Platz), und nun auch noch die Verkündung des Rückzuges des Haupt-Geldgebers.

Tristesse pur herrschte im Milram-Team schon seit Tour-Beginn. Gerdemann konnte sich, wie auch im Vorjahr, nicht bedeutend in Szene setzen und auch Ciolek war in den Sprints chancenlos.

Vielleicht hing die Schwäche ausgerechnet beim Saison-Höhepunkt auch damit zusammen, dass die Profis bereits im Frühjahr wegen der Suche nach einem neuen Finanzier gehörig unter Druck standen und mehr Rennen als üblich bestreiten mussten, um sich zu zeigen. Wurde etwa zu hoch gepokert?

Im Oktober wurde das Ende des Team Milram dann endgültig Gewissheit.

Da kein Nachfolge-Sponsor für den Nordmilch-Konzern gefunden wurde, hat die Betreibergesellschaft den Antrag auf die ProTour-Lizenz für 2011 zurückgezogen. Ein einjähriger Todeskampf ging damit verloren, der letzte deutsche Radrennstall der höchsten Kategorie war damit gestorben.

Was blieb vom Team Milram? Laut dem Nordmilch-Konzern wurden die angestrebten Marketing-Ziele erreicht. Sportlich hatte man sich wohl – besonders in den Anfangsjahren, auch aufgrund der prominenten Namen wie Erik Zabel und Alessandro Petacchi – mit Sicherheit um einiges mehr erwartet. Vor allem bei der Tour de France.

Am 16. Oktober 2010 bestritt das Team Milram im Rahmen der Lombardei-Rundfahrt sein letztes Rennen bestreiten. Beim „Rennen der fallenden Blätter“ fiel auch der letzte Vorhang.